In der pulsierenden Landschaft der modernen Geschäftswelt, in der Wandel zur einzigen Konstante geworden ist, stellt sich eine zentrale Frage: Wie navigiert ein Unternehmen erfolgreich durch dieses Minenfeld der Unsicherheiten? Der Schlüssel könnte im Risikomanagement liegen. Warum gewinnt ausgerechnet dieser Bereich der Unternehmensführung momentan so viel an Bedeutung? Vielleicht, weil es den Unternehmen dabei hilft, nicht nur bestehende Gefahren abzuwenden, sondern auch die eigenen Strukturen so zu festigen, dass sie widerstandsfähiger – oder in Trendworten: resilienter – aufgestellt sind.
Überraschend ist vielleicht auch die Vielseitigkeit des Risikomanagements: Es durchzieht zahlreiche unternehmenseigene Praktiken – von Unternehmensführung und Informationssicherheit bis hin zu Prozess- und Qualitätsmanagement. Aber was genau ist unter einem "Risiko" zu verstehen? Kurz gesagt, es handelt sich um ein potenzielles zukünftiges Ereignis, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit unbekannt ist. Oder, um es noch einfacher auszudrücken: ein mögliches Problem in der Zukunft.
Könnte es sein, dass ein innovatives Verständnis von Risiken und deren Management nicht nur eine „nice to have“-Funktion ist, sondern tatsächlich der entscheidende Schritt zur Sicherstellung der langfristigen Unternehmensstabilität? Erhebt sich das Risikomanagement quasi zum geheimen Superhelden innerhalb der Unternehmensstrukturen?
Die drei Säulen der Risikobetrachtung: Ursache, Risikoereignis und Auswirkung
Ein effektives Risikomanagement ist so viel mehr als nur die bloße Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse. Es beginnt mit einer präzisen Risikobetrachtung, die aus drei essenziellen Komponenten besteht: Ursache, Risikoereignis und Auswirkung.
Ursache: Der Ursprung im Blick
Bereits existierende Umstände fungieren oft als Quelle von Risiken. Diese Ursachen sind nicht immer offensichtlich und führen nicht zwangsläufig zu einem Risiko, aber sie bergen die potenzielle Gefahr in sich.
Risikoereignis: Wenn das Unvorhersehbare eintritt
Es ist der Moment, in dem die Gefahr Realität wird – das tatsächliche Risikoereignis, das plötzlich auf der Bildfläche erscheint. Doch nicht jedes Risiko manifestiert sich in einem solchen Ereignis, was die Vorhersagbarkeit erschwert und die fortlaufende Überwachung verlangt.
Auswirkung: Die Konsequenzen spüren
Letztlich zählt, welche Auswirkungen ein eingetretenes Risiko auf das Unternehmen hat. Diese können von minimalen Einbußen bis hin zu schweren finanziellen oder reputationalen Schäden reichen. Interessanterweise werden in der Praxis häufig bestehende Probleme als Risiken missverstanden, dabei handelt es sich viel mehr um Ursachen, die zu diesen Risiken führen. Diese Fehlinterpretation kann zu unzureichenden Entscheidungen im Risikomanagement führen.
Der Zyklus des Risikomanagements
Ein systematisch strukturierter Risikomanagementprozess ermöglicht es Unternehmen, Risiken gezielt und effektiv zu begegnen. Der Prozess umfasst vier zentrale Phasen:
Effektives Risikomanagement: Ein strukturierter Ansatz
Ein durchdachter Risikomanagementprozess ist essenziell, um die Stabilität und Resilienz eines Unternehmens zu gewährleisten. Um diesen Prozess erfolgreich zu gestalten, beginnt alles mit einer soliden Vorbereitung.
Insbesondere bei der erstmaligen Etablierung des Risikomanagements bieten sich interaktive Risikoworkshops an, um ein möglichst vollständiges Abbild der Risiken zu erhalten und alle Mitarbeitenden in den Prozess einzubeziehen.
Vorbereitung
Der erste Schritt umfasst die Zieldefinition des Workshops und Abgrenzung , was eine klare Festlegung der Ziele und des Umfangs des Risikomanagementprozesses ermöglicht. Es ist wichtig, den Teilnehmerkreis sorgfältig auszuwählen. Dazu gehören relevante Stakeholder und Experten wie Qualitätsmanager, Mitglieder des Führungskreises, Compliance Manager und andere, die zu einer umfassenden Risikoidentifikation beitragen können.
Risiken identifizieren
Die Identifizierung möglicher Risiken sollte in Teams erfolgen, um verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Gemeinsames Brainstorming, unterstützt durch Methoden wie Ishikawa oder die 5-Why-Technik, ist hilfreich, um nicht nur die Risiken, sondern auch ihre Ursachen und möglichen Auswirkungen zu beschreiben. Bestehende Prozesse und deren Dokumentation bieten sich als Ausgangspunkt an.
Risiken bewerten
Zur Bewertung der Risiken kann die Aktionsprioritätszahl (APZ) genutzt werden. Diese bietet eine praktische Grundlage, um die Dringlichkeit der Risiken zu bewerten und zu vergleichen. Dabei werden die Auftretenswahrscheinlichkeit und die Bedeutung multipliziert, jeweils bewertet von 1 (gering) bis 10 (hoch). Vor der Bewertung ist es entscheidend, ein Bewertungsschema zu etablieren, um Klarheit zu schaffen.
Ein effektiver Ansatz zur Risikobewertung ist Planning Poker, eine Technik, die hilft, subjektive Einschätzungen zu minimieren. Dabei erhält jeder Teilnehmer ein Set nummerierter Karten. In der Bewertungsrunde werden die Risiken vorgestellt, und jeder Teilnehmer bewertet die Bedeutung und Auftretenswahrscheinlichkeit, indem er die entsprechende Karte hochhält. Die individuellen Bewertungen werden dann verglichen. Bei stark abweichenden Einschätzungen diskutieren die Teilnehmer ihre Ansichten und bewerten erneut, bis eine gemeinsame Einschätzung erreicht wird.
Risiken steuern
Sobald die Risiken identifiziert und bewertet sind, folgt die Steuerung der Risiken. Hierbei werden Maßnahmen entwickelt, die unterschiedliche Ziele haben können: Risikovermeidung, Risikominderung oder Risikotransfer. Die oben aufgeführte Grafik stellt auch den Kontext dar, wann Maßnahmen festgelegt werden sollten. Bei einer niedrigen Bedeutung und Eintrittswahrscheinlichkeit (grüne Felder) sind Maßnahmen in der Regel nicht dringend. Bei einem mittleren Risiko (gelbe Felder) sind Maßnahmen zur Risikominderung oft sinnvoll. Bei hohem Risiko (rote Felder) sind sofortige Maßnahmen notwendig, um erhebliche negative Auswirkungen zu vermeiden. Diese visuelle Darstellung hilft, Prioritäten zu setzen und die Effizienz der Risiko-Steuerung zu optimieren. Jeder Maßnahme wird eine zuständige Person zugewiesen, wobei die notwendigen Ressourcen gewährleistet sein müssen. Es ist entscheidend, die Maßnahmen planmäßig umzusetzen und regelmäßig zu prüfen, ob sie die gewünschten Effekte erzielen. Eine transparente Kommunikation und Dokumentation sichern den Informationsfluss zu allen relevanten Stakeholdern. Der Prozess ist kontinuierlich und erfordert regelmäßige Überprüfungen sowie Anpassungen.
Auf dem Weg zu einem sinnvollen Risikomanagement
In einer Geschäftswelt, die von täglichem Wandel und zunehmender Komplexität geprägt ist, wird Risikomanagement mehr denn je zur strategischen Notwendigkeit. Jenseits des reaktiven Ansatzes bietet ein gut strukturierter Risikomanagementprozess Unternehmen die Möglichkeit, nicht nur bestehende Gefahren zu bewältigen, sondern auch zukünftige Chancen zu nutzen – eine zentrale Komponente für nachhaltige Entwicklung.
Der Weg dorthin ist klar und systematisch: von der sorgfältigen Vorbereitung und zielgerichteten Identifikation über die präzise Bewertung bis zur effektiven Steuerung der Risiken.
Doch Risikomanagement endet nicht mit der Implementierung von Maßnahmen. Es ist ein fortlaufender Prozess der Beobachtung, Anpassung und Verbesserung, der Unternehmen dazu befähigt, resilient zu bleiben und sich in einer dynamischen Welt erfolgreich zu behaupten. Die kontinuierliche Neugewichtung von Prioritäten und die Senkung von Aktionsprioritätszahlen unterstreichen die Anpassungsfähigkeit, die für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung notwendig ist.
Letztlich zeigt sich, dass Risikomanagement kein isoliertes Werkzeug ist, sondern einen integralen Bestandteil der Unternehmenssteuerung bildet – ein stiller Superheld, der die Fähigkeit hat, langfristige Stabilität und Wachstum zu gewährleisten. So wird Risikomanagement zu einem entscheidenden Pfeiler.
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