Wie können Qualitäts- und oder Prozessmanager angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage den eigenen Beitrag an der Wertschöpfung des Unternehmens erhöhen? Mit dieser Frage hat sich Vincent Fischer vor Kurzem im DGQ-Blog beschäftigt. Denn gerade die Tätigkeiten dieser Rollen sind es, die die Wertschöpfung nicht direkt, sondern nur indirekt beeinflussen. Darum sei es ratsam,
Gerade den zweiten Vorschlag, strategische Entscheidungen wirksam in Prozesse zu integrieren, sollten wir genauer betrachten: Dieser Punkt begegnet mir regelmäßig in Kundenprojekten, wird aber gern etwas stiefmütterlich behandelt und auf die lange Bank geschoben. Dadurch bleiben wertvolle Potenziale ungenutzt.
Dass QMler strategische Entscheidungen und Prozesse miteinander verweben sollen, ist zunächst noch ein recht vager Vorschlag. Zwei Aspekte sind hier besonders wichtig:
Es bleibt also ein Interpretationsspielraum, den ich mit einer These füllen möchte:
Es reicht nicht aus, Strategien zu formulieren und diese zugänglich zu machen, beispielsweise durch Aushänge, in Mitarbeiterzeitschriften oder durch eine Seite namens „Ziele und Strategien“ im Interaktiven Managementsystem. Vielmehr sollten Strategien an ganz konkreten Stellen in konkreten Prozessbeschreibungen verknüpft werden, um wirksam zu werden.
Warum?
Die These zielt auf eine ganzheitliche Betrachtung der Organisation ab. In dieser ist im oberen Management bekannt, was an der Basis passiert – und gleichzeitig besteht im operativen Tagesgeschäft die Chance, die eigenen Tätigkeiten ohne viel Aufwand und Transferleistung mit den Strategien und Zielen des Unternehmens zu verbinden. Durch diese Verknüpfung wird es jedem Mitarbeiter ermöglicht, das eigene Handeln vor dem Hintergrund gesamtunternehmerischer Auswirkungen zu reflektieren. Dadurch sind alle Mitarbeiter in der Lage, Dissonanzen zwischen den Strategien und den praktischen Tätigkeiten zu erkennen.
Bei einer Dissonanz muss nicht zwingend das operative Geschäft angepasst werden. Es kann ebenso gut sinnvoll sein, die Strategien und Ziele in Frage zu stellen und (nach-)zu justieren. Vielleicht ist genau das auch der Grund, weshalb viele Organisationen es scheuen, Strategien und Zielen mit den konkreten Tätigkeiten im operativen Tagesgeschäft zu verknüpfen. Wozu sollte in der Prozessbeschreibung angegeben sein, welches unternehmerische Ziel mit dem Prozess oder gar einem einzelnen Prozessschritt verfolgt wird? Das lenkt doch nur vom Wesentlichen ab! Mitnichten.
Strategien und Zielen und konkrete operative Tätigkeiten transparent miteinander zu verknüpfen, hat einen zentralen Nutzen: Es erzeugt Sinn. Mitarbeiter werden in die Lage versetzt zu verstehen, warum sie etwas tun und können ihre Tätigkeit im gesamtunternehmerischen Kontext einordnen. Das fördert die dezentrale Entscheidungskompetenz, erhöht die Chance für konstruktive Verbesserungsvorschläge und fördert potenziell auch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Wenn das Management seinen Mitarbeitern die Chance gibt, den Grund ihres Handelns verstehen zu können und dadurch Raum zur Diskussion entsteht, zeugt das in erster Linie auch von Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern. Mitarbeiter werden dann nicht als stupide Ausführer von Prozessschritten, sondern als denkende Menschen verstanden.
Dabei ist es weniger entscheidend, ob Mitarbeiter die Einladung zum Hinterfragen der Unternehmensstrategie annehmen – das steht auf einem anderen Zettel. Entscheidend sind das dahinterstehende, kommunizierte Menschenbild und die Eröffnung des Möglichkeitsspielraums.
Sollten aus diesen Gründen nun alle Prozessschritte mit Querverweisen zu Strategien und Zielen versehen werden? Keine Angst. Selbstverständlich sollte die Kopplung in einem gesunden Maße erfolgen. Aber was das gesunde Maß ist, das entscheidet eben nicht allein das Management. Vielmehr handelt es sich um einen organisationalen Aushandlungsprozess, in dem fortlaufend ermittelt wird, ob die Kopplung ausreichend ist – oder eben nicht. In der Regel läuft dieser Aushandlungsprozess nicht darauf hinaus, dass an jedem Prozessschritt eine Begründung steht, wieso dieser nun zum Unternehmenswachstum oder zu reduzierten Reklamationszahlen beiträgt.
Sicher ist: Eine Kopplung zwischen Strategien und Prozessen sollte niemals gänzlich fehlen. Wenn dem aber so ist, legt das nahe, dass
In allen Fällen besteht dringender Handlungsbedarf! Denn die Kopplung zwischen Strategien und Zielen und operativen Tätigkeiten ermöglicht deren Abgleich und gegenseitige Abstimmung, fördert die Entscheidungskompetenz von Mitarbeitern und drückt Wertschätzung gegenüber jedem Einzelnen und seinen Tätigkeiten aus.
Der Einwand, eine solche Kopplung sei seitens der Mitarbeiter doch gar nicht gewünscht, ist häufig nur eine Schutzbehauptung des Managements, mit der Veränderungen im Keim erstickt werden. Hier kommen wieder die eingangs erwähnten Qualitäts- und Prozessmanager ins Spiel: Mit ihren Kompetenzen und Perspektiven können sie den organisationalen Dialog bezüglich der Kopplung zwischen Strategien und Prozessen anstoßen, moderieren und die Umsetzung vorantreiben. Letztlich, das muss auch klar sein, bleibt die Kopplung aber eine (Vor-)Leistung, die initial das Management erbringen muss.
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Wenn ich ein klares Ziel habe, dann möchte ich auch an einem Indikator sehen, ob ich diesem Ziel näher gekommen ist. Nichts anderes ist eine Kennzahl...