Der Golden Circle für Interaktive Managementsysteme

Regina Haar

Von

Regina Haar

Veröffentlicht am

5.9.2024

Der Golden Circle für Interaktive Managementsysteme

Als Qualitätsmanager stehst du regelmäßig vor der Herausforderung, Ideen und neue Ansätze intern zu vermarkten. Du weißt, dass du dafür alle Stakeholder bestmöglich einbinden musst. Deshalb arbeitest du den perfekten Plan aus, alle Details hast du durchdacht und sauber dokumentiert. Vor deinem inneren Auge siehst du das große Ganze, jedoch kommen dir beim Meeting nur Sätze über die Lippen wie: „Hier ist unser neues Prozess-Tool“ oder auch „Hier können wir in Zukunft alle an den Prozessen arbeiten“. Alle Anwesenden hören nur: Veränderung. Das bedeutet Mehraufwand. Statt Mehrwert. Und dann passiert, was leider allzu oft passiert: Deine Initiative läuft nur schleppend an, die Mitarbeitenden zeigen wenig Interesse und am Ende musst du doch alles allein machen.

Woran liegt das? Ich möchte es dir anhand des Golden Circle erklären.

Simon Sinek: Start With Why

Der „Golden Circle“ ist ein Konzept des international bekannten Unternehmensberaters Simon Sinek, das er in seinem Buch Start with Why vorstellt. Er erklärt, warum einige Organisationen erfolgreicher kommunizieren als andere.  

Der Golden Circle besteht aus drei Schichten: WHY, HOW und WHAT.

Golden Circle von Simon Sinek
  • WHY: Der Kern des Golden Circles stellt die Frage „Warum tun wir, was wir tun?“ - hier geht es um die Vision, den Sinn und die Motivation hinter dem Handeln.
  • HOW: Die zweite Schicht erklärt, „Wie“ wir etwas tun, also die Methoden und Ansätze.
  • WHAT: Die äußere Schicht beschreibt den Output, das „Was“ wir tun - vielleicht sind es Produkte, Dienstleistungen oder ein sonstiges Ergebnis.

Jeder Mensch weiß sehr genau, was er tut (WHAT), einige wissen auch wie sie es tun (HOW), also was ihr Werteversprechen oder ihre Strategie dabei ist. Aber nur sehr wenige wissen, warum sie tun, was sie tun – ihr WHY.

Deshalb kommunizieren die meisten von außen nach innen – vom klarsten Punkt (WHAT) zum undeutlichsten (WHY)

Angenommen, Apple wäre wie jede andere Organisation, dann würde eine Botschaft von ihnen so klingen:  

  • „Wir stellen großartige Computer her.
  • Sie sind schön designt und benutzerfreundlich.
  • Wollen Sie einen kaufen?“

Nicht sonderlich überzeugend, oder? So kommuniziert Apple jedoch tatsächlich:

  • WHY: Bei allem, was wir tun, glauben wir daran, etwas zu verändern, neue Wege zu gehen und anders zu denken.  
  • HOW: Wir gehen neue Wege, indem wir unsere Produkte schön designen und benutzerfreundlich machen.
  • WHAT: Wir machen großartige Computer. Wollen Sie einen kaufen?

Was für ein Unterschied, oder?

Simon Sinek fasst es zusammen: „People don’t buy what you do. People buy WHY you do it.”

Apple startet mit dem WHY: Das inspiriert, schafft Identifikation und sorgt dafür, dass Menschen sich mit der Vision verbinden.

Erinnerst du dich, wie du dein letztes internes Projekt kommuniziert hast? Hast du vielleicht gesagt: „Wir haben ein neues Tool für unser Prozessmanagement. Das haben wir, um…“? Dann war das ein Einstieg mit WHAT, kein WHY. Wie nachhaltig war die Verhaltensänderung bei den Kollegen, die du angesprochen hast?

Der Golden Circle für dein Interaktives Managementsystem

Wie lässt sich dieses Prinzip auf ein Interaktives Managementsystem anwenden, das im Qualitäts- und Prozessmanagement eingesetzt wird? Oft stehst du als Qualitätsmanager vor der Herausforderung, ein solches System intern zu vermarkten und Akzeptanz bei den Mitarbeitenden zu schaffen. Hier kann der Golden Circle helfen – ein erster Vorschlag meinerseits:

  • WHY: Wir schaffen eine Arbeitskultur, in der der Beitrag jedes Einzelnen zählt und die besten Ideen umgesetzt werden.
  • HOW: Wir ermöglichen es den Mitarbeitenden, ihre Arbeitsprozesse aktiv mitzugestalten, und bündeln Qualität, Prozesse und Wissen an einem zentralen Ort.
  • WHAT: Ein interaktives Managementsystem, das den Alltag vereinfacht und echten Mehrwert bietet.

Wichtig: das ist eine sehr allgemeine Formulierung. Jede Organisation ist individuell und hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse – entsprechend sollten auch die Formulierungen im Golden Circle flexibel angepasst werden.

Stehen in deiner Organisation sehr viele Neueinstellungen in naher Zukunft an? Es ist ein erklärtes Ziel, diese mit einem Interaktiven Managementsystem zu begleiten? Dann klingt dein Golden Circle eher so:

  • WHY: Wir wollen eine Organisation, in der das Wissen einzelner allen zur Verfügung steht.
  • HOW: Wir bieten Menschen die Möglichkeit ihr Wissen intuitiv und kochrezeptartig mit allen zu teilen, indem wir Prozesse, Qualität und Wissen an einen festen Ort bringen.
  • WHAT: Ein Interaktives Managementsystem, das unsere Neuzugänge in der Einarbeitung bestmöglich begleitet, ihnen Handlungssicherheit gibt und ihre Fragen beantwortet.

Nutzen im Alltag für Qualitätsmanager

Wie kann der Golden Circle im Alltag eingesetzt werden? Für dich als Qualitätsmanager kann der Golden Circle eine wertvolle Methode sein bei der Einführung eines Interaktiven Managementsystems. So kannst du die Vision und den Nutzen klar kommunizieren.

Mit dem WHY zu beginnen hilft dir, das gesamte Projekt in der Organisation besser zu verankern, weil es den Mitarbeitenden eine klare Motivation und Sinnhaftigkeit vermittelt.

Und Mitarbeitende, die den tieferen Zweck des Systems verstehen, sind eher bereit, es zu nutzen und sich aktiv einzubringen. Statt das System als lästige Pflicht zu sehen, erkennen sie den Mehrwert für ihre tägliche Arbeit. Und deine gesamte Organisation profitiert von gelebten Prozessen.

Hier ein paar Denkanstöße bzw. Fragen, die du dir für dein nächstes Projekt mitnehmen kannst:

  • Was ist der tiefere Zweck oder das übergeordnete Ziel, das du mit deinem Projekt verfolgst? (Warum ist dieses Ziel für dich und dein Unternehmen so wichtig?)
  • Wie trägt dieses Projekt zur Erfüllung der langfristigen Vision und Mission deines Unternehmens bei? (Welche spezifischen Werte und Überzeugungen stehen hinter deinem Vorhaben?)
  • Welche Probleme oder Bedürfnisse versuchst du mit deinem Projekt zu lösen? (Warum ist es gerade jetzt wichtig, dieses Projekt anzugehen?)
  • Wie wird das erfolgreiche Umsetzen dieses Projekts deine Kunden oder Endnutzer positiv beeinflussen? (Warum wird es einen Unterschied in ihrem Leben oder Geschäft machen?)
  • Welche Kernüberzeugungen oder Prinzipien leiten deine Entscheidungen bei der Umsetzung dieses Projekts? (Wie stellst du sicher, dass diese Überzeugungen im Mittelpunkt deines Projekts stehen?)
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