In dieser Folge von Carsten's Corner gibt Professor Robert Schmitt, Inhaber des Lehrstuhls für Intelligence and Quality Sensing an der RWTH Aachen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität, tiefgehende Einblicke in die Zukunft des Qualitätsmanagements. Er diskutiert die Rolle von Daten und Künstlicher Intelligenz in der Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements und beleuchtet die Umbenennung seines Lehrstuhls. Highlights der Diskussion umfassen:
Diese Folge ist besonders wertvoll für alle, die im Qualitätsmanagement tätig sind und nach Wegen suchen, ihre Prozesse durch innovative Technologien und Ansätze zu optimieren. Professor Schmitt bietet praktische Tipps und tiefgehende Einblicke, die direkt im beruflichen Alltag angewendet werden können.
Show Notes:
0:00 Intro
2:44 Qualitätsmanagement einmal anders? – Was wird hier in Aachen zum Thema QM gelehrt?
6:28 Umbenennung des Lehrstuhls - Intelligence and Quality Sensing - was steckt dahinter?
8:44 QM und die immer größer werdende Datenverfügbarkeit
10:22 Datenverfügbarkeit auch in anderen Branchen oder vor allem in der Produktion
12:44 Welche Methoden und Werkzeuge stehen dem QM zur Verfügung, um mit den Datenmengen sinnvoll umzugehen?
15:48 Was bedeutet Prediction für das QM?
19:20 Bedeutung von Prediction im QM für produzierende Unternehmen
21:44 Wandel des QM-Berufs - Ist das Thema Prediction überhaupt ein Teil vom QM?
23:23 Was kann ich morgen in meinem Unternehmen tun, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen?
28:32 Auswirkungen von KI auf QM
31:14 KI - Revolution oder Evolution?
33:32 KI in der Lehre - wie geht man damit um?
37:34 Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sollten Qualitätsmanager mitbringen?
38:54 Was ist Qualitätssicherung und was ist Qualitätsmanagement? Und wo liegt der Unterschied?
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Vollständiges Transkript
Carsten Behrens
Ein ganz herzliches Willkommen zur heutigen Carsten's Corner-Folge. Heute mit einem ganz speziellen Gast, Professor Robert Schmitt, einer der großen Qualitätsmanager Deutschlands, eingebunden in vielen Universitäten und Vereinigungen. Wir kommen heute an den Themen vorbei: Wie wird hier in Aachen Qualitätsmanagement gelehrt und wie unterscheidet sich das von dem durchschnittlichen Qualitätsverständnis? Was bewegt sich im Themenfeld Qualitätsmanagement in der Produktionstechnik? Was sind da Trends und Entwicklungen und wie verändert sich das Berufsbild des Qualitätsmanagers, der Qualitätsmanagerin? Und wir kommen an vielen anderen Themen vorbei, wie auch künstliche Intelligenz im Qualitätsmanagement, aber auch zum Beispiel künstliche Intelligenz in der Lehre. Ich freue mich auf den heutigen Dialog und ich hoffe, es ist was Schönes für euch dabei.
Carsten Behrens
Ja, ganz herzlich willkommen zur nächsten Carsten's Corner-Folge und heute mit einem ganz speziellen Gast, Professor Robert Schmitt. Freut mich sehr, dass du den Weg heute in Carsten's Corner gefunden hast.
Robert Schmitt
Sehr gerne.
Carsten Behrens
Genau. Einige kennen dich wahrscheinlich oder sogar recht viele von den Teilnehmern, aber du bist tatsächlich Inhaber des größten und ältesten Lehrstuhls für Qualitätsmanagement in Deutschland. Da sagen wir auch gleich noch ein bisschen was zu. Gleichzeitig leitest du mit das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und bist zum Beispiel auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität. Und es gibt noch andere Vereine, bei denen du mitwirkst oder leitend unterwegs bist, aber das vielleicht schon mal so als kleinen Einstieg. Toll, dass du heute hier bist. Finde ich super.
Robert Schmitt
Also ich freue mich auch sehr. Ich muss eins korrigieren: Es ist eine Abteilung im Fraunhofer-Institut, weil das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik deckt ja die ganze Menge ab. Und wir konzentrieren uns vor allen Dingen natürlich auf Anwendungen, die z. B. Messtechnik sind oder eben auch das Qualitätsmanagement selbst.
Carsten Behrens
Genau. Und ich habe natürlich eine besonders emotionale Beziehung zu dir, weil du mein Doktorvater bist und ich vier Jahre am Institut arbeiten durfte und wir auch gemeinsam tatsächlich damals Modell Aachen auf die Straße gebracht haben. Damals warst du noch Gesellschafter, Mitgesellschafter. Insofern haben wir da eine ganz spannende Historie auch. Ja, wollen wir ein bisschen inhaltlich starten? Ich nehme im Markt immer wahr, dass ich Qualitätsmanagement ein bisschen anders verstehe als der durchschnittliche Qualitätsmanager. Und ich glaube, das liegt auch daran, dass wir hier in Aachen Qualitätsmanagement ein bisschen anders lehren, als das zum Beispiel bei einer QMB-, QB-, QM-Ausbildung beim TÜV Nord, TÜV Süd, TÜV Rheinland DGQ passiert. Was wird hier eigentlich gelehrt in dem Feld Qualitätsmanagement, in diesem ganzen Konglomerat Qualität-Qualitätsmanagement?
Robert Schmitt
Also tatsächlich erleben wir, dass in der Produktionstechnik oder überhaupt Qualitätsmanagement eine zentrale Rolle einnimmt. Gleichzeitig ist natürlich eine Formalisierung des Qualitätsmanagements zu beobachten. Und das kann nicht der Anspruch einer akademischen Ausbildung sein. Das kann auch nicht der umfassende Gedanken, den umfassenden Gedanken zu vermitteln, das kann nicht in einfache Seminare reingepackt werden. Achtung, die Seminare sind natürlich wichtig. Aber das, was wir gern den Studierenden ja mitgeben möchten, ist: Du bewegst dich in einem Umfeld, wo es verschiedene regulatorische Anforderungen gibt, wo es bestimmte Anforderungen gibt, wirtschaftlicher Art. Und diese wirtschaftlichen Bedingungen, etwas besser zu machen, ständig sich zu verbessern, dann aber auch die Methoden zu haben, zu identifizieren, an welchen Stellen man überhaupt Verbesserungspotenzial erheben kann. Das ist so ein Bereich, der für uns wichtig ist. Es geht also, wenn man sich das klassische Qualitätsmanagement anschaut, eben nicht nur darum, eine Handlungskompetenz aufzubauen, sondern auch die Kompetenz, überhaupt Probleme identifizieren zu können und in einen Kontext stellen zu können.
Carsten Behrens
Kann man sagen, dass das eine eher wertschöpfende Orientierung des Qualitätsmanagements ist und der Markt es doch immer mehr als eine Regulatorik, als eine Compliance-Aufgabe sieht?
Robert Schmitt
Ja, das ist der Grund, weshalb wir damals auch gemeinsam an dem Aachner Qualitätsmanagement-Modell gearbeitet haben, dass wir ja als unternehmerisches Qualitätsmanagement dargestellt haben, weil es braucht einen Sinn. Wir können ganz viele Aktivitäten machen und viele Aktivitäten werden ja auch entsprechend unternommen. Wenn Sie keinen Sinn stiften, wenn Sie nicht auf ein Ziel auf ausgerichtet sind, zum Beispiel eben ein Unternehmen wirtschaftlich stabil zu machen oder darauf ausgerichtet sind, Risiken zu vermeiden, die gegebenenfalls beim Kunden auftreten können, oder wenn es darum geht, neue Bedürfnisse zu erfassen, dann ist das unternehmerisches Qualitätsmanagement.
Carsten Behrens
Sind so diese klassischen Qualitätsthemen wie eine FMEA, eine QFD, die 5Y, Ichikawa und auch diese 7Q, 7M-Methoden, werden die auch noch gelehrt in der Form, wie wir das vor 10, 20, 30 Jahren gehört haben?
Robert Schmitt
Natürlich. Auch noch. Genauso werden sie gelehrt, aber du sprichst gerade ein wichtiges Thema an. Den meisten Leuten ist gar nicht bewusst, dass diese Methoden eigentlich bekannt wurden in den 80er Jahren, in In den 80er Jahren, The Machine That Changed the World, die zweite Revolution in der Automobilindustrie, Womack Bruce & Jones haben das damals gemacht, haben daraus ja auch Lean Management sozusagen abgeleitet. Aber es sind Ideen, die sind 40 Jahre alt. Es sind 40 Jahre alte Konzepte und vielleicht wird es auch mal Zeit, dass wir vielleicht ein oder zwei Ideen neu haben. Achtung, der Grundgedanke bleibt ja richtig. Genauso wie Schuheert, der Ende der 20er-, Anfang der 30er Jahre, des letzten Jahrhunderts seine Regelkarte, seine Statistik da entwickelt hat. Die Ideen bleiben nach wie vor gleich, aber sie müssen in einen neuen Kontext gestellt werden und sie müssen abgestimmt werden mit anderen Methodiken. Du hast gerade gesagt, 5Y. Es gibt andere Systeme, die mit der Organisationsentwicklung sich auseinandersetzen. Die haben das schon längst integriert in ihre eigenen Ansprüche, in ihre eigenen Methodiken. Und die Kenntnisse über Grundverfahren von solchen Methodiken, die sollten wir den Leuten noch beibringen und die Vertiefung in den Methoden. Das kann durchaus in völlig anderen Dingen passieren.
Aber wenn man überhaupt nicht weiß, dass es etwas gibt, dann kann man auch nicht danach suchen.
Carsten Behrens
Ja, nein, das passt. Jetzt ist so, dass es ja recht kürzlich eine Umbenennung des Lehrstuhls gab, in Intelligence Quality Sensing, glaube ich. Das ist, glaube ich, die richtige Bezeichnung jetzt. Da steckt ja auch ein Stück weit wahrscheinlich eine Verschiebung der Inhalte und der Denkweise hinter. Was verschiebt sich da gerade? Inwiefern gibt es da einen Wandel des Qualitätsmanagements oder auch dieses Themenfeldes als Ganzes?
Robert Schmitt
Intelligence and Quality Sensing ist natürlich ein etwas synthetischer Begriff, der natürlich viele Assoziationen zulässt. Sofort wird man natürlich Intelligence mit „intelligenz" übersetzen. Das ist auch gewollt, aber gemeint ist natürlich auch der Sinn der militärischen Aufklärung. Zum Beispiel im Englischen bedeutet das eben auch „intelligence, also Sachverhalte wirklich detektieren zu können. Der Hintergrund dieser Umbenennung ist nicht, dass wir uns von den Inhalten komplett verabschieden wollen, aber wir beobachten natürlich eine Informatisierung des Qualitätsmanagements. Das hat verschiedene Treiber. Die Die klassische, wir hießen ja wirklich mal sogar Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement. Die klassische Fertigungsmesstechnik ist natürlich ergänzt worden durch viel, viel mehr Datenquellen, die dazu kommen. Wer würde Motion Capture, Dinge, die wir verwenden, zum Beispiel Montageaufgaben zu lösen, wer würde das der klassischen Fertigungs-und Messtechnik zuordnen? Auch im Qualitätsmanagement gibt es übrigens Sensing und deswegen haben wir diese Kombination, Intelligence in Quality Sensing genommen, um uns auch ein wenig von solchen „und-Begriffen, die scheinbar komplementär sind, aber in Wirklichkeit doch in unterschiedliche Richtungen gehen, zu verabschieden. Also die Kernidee, die sich wirklich da manifestiert hatte, ist tatsächlich die zunehmende Informatisierung, die Zunahme von Datenräumen, das Verständnis darüber, welche Technologien man verwenden muss, um solche Daten überhaupt verarbeiten zu können in einem sinnvollen Kontext.
Robert Schmitt
Das war eine der Kernfragen die wir beantworten wollten. Es gibt auch eine deutsche Übersetzung, aber die ist natürlich noch sperriger. Also ein Lehrstuhl für Informations-, Qualitäts-und Sensorsysteme in der Produktion. Ob man das wirklich haben will, dann finden wir das besser: Intelligence and Quality Sensing.
Carsten Behrens
Ja, das passt. Aber ich finde, das macht auch so ein bisschen klar, wie sich die Thematik, zumindest hier am Lehrstuhl, verschiebt, dass es eben deutlich mehr Richtung Datenverarbeitung geht und aus den ja immer mehr verfügbaren Daten wirklich was zu machen. Natürlich in hinsichtlich Qualität, aber auch hinsichtlich Produkt-und Prozessgestaltung, letztendlich kurz gefasst.
Robert Schmitt
Also wenn ich da auch gerne einsteigen möchte, du erinnerst dich und das ist immer noch die Grundlage auch dessen, wie ihr arbeitet, das Aachner-QM-Modell hat ja immer drei Perspektiven. Das eine ist tatsächlich die reine Betriebliche, sozusagen: „Wie bin ich operativ unterwegs?" Die funktioniert aber nur in der Gestaltung dessen, was eigentlich am wichtigsten ist, ist die Kundenperspektive. Was sind die Anforderungen? Was sind die Ergebnisse, die ich tatsächlich erreichen will? Warum gibt es überhaupt mein Unternehmen? Was jetzt neudeutsch immer wirklich sehr stark immer betont wird, ist der Purpose. Den haben wir ja sehr deutlich immer nach vorne gestellt. Ja. , und darüber gibt es natürlich dann auch noch die Führungsperspektive. Und wenn man sich dann wirklich anschaut und das ist ja auch genau der Bereich, in dem ihr entsprechend unterwegs seid, es genügt ja eben nicht, nur Daten aufzunehmen, irgendwelche Datenbanken aufzubauen. Ja, das gibt es. Ja, das ist notwendig, auch die Daten zu verarbeiten, aber die Kontextualisierung, also tatsächlich Abläufe zu gestalten, Leute zu befähigen, gute Entscheidungen zu treffen, das ist ja eigentlich das Entscheidende, dass es wirklich im Qualitätsmanagement geht.
Carsten Behrens
Jetzt ist natürlich die Datenverfügbarkeit in der Produktion wahrscheinlich mit am besten. Und wenn man so ein bisschen in die Richtung andere Branchen schaut, wie soziale Einrichtungen oder Ähnliches, würdest du auch sagen, dass auch in anderen Branchen die Datenverfügbarkeit zunimmt und sich diese Prinzipien darauf anwenden lassen? Oder ist das ein speziell produktionstechnisches Phänomen?
Robert Schmitt
Also ich glaube, das wird viele unserer Bereiche durchdringen. Wenn wir wirklich bei Gesundheitsdaten sind, ja, viele von uns oder viele von denen, die jetzt auf jeden Fall zuschauen, die werden ihre persönlichen Daten ohnehin schon tracken in irgendwelchen Apps. Sie werden irgendwelche Smartwatches haben, mit denen sie ihre Schritte zählen oder verschiedene andere Dinge machen. Und es gibt eine ganze Reihe von solchen Dingen, die man mitnehmen kann. Ich denke, das Entscheidende ist auch im Qualitätsmanagement, es geht ja nicht um die eine Datenquelle und das eine Datum. Es geht die Kontextualisierung, die Schlussfolgerung, die wir daraus ziehen. Das triggert mich an einem ganz anderen Punkt. Das triggert mich nämlich dadurch Da an dem Punkt, wo ich mich immer frage: „Was haben wir eigentlich in den letzten Jahren falsch gemacht?" Dass plötzlich die Leute Entscheidungen treffen, die glauben, Verantwortung durch Aufschreiben lösen zu können. Also Dokumentation ersetzt nicht die Übernahme von Verantwortung, sondern das ist eine vielleicht juristisch nachvollziehbare Größenordnung. Die hilft uns aber genau überhaupt nicht. Und Qualitätsmanagement bedeutet tatsächlich, Strukturen aufzubrechen, Leute zu befähigen, Entscheidungen zu treffen aufgrund von Daten, auf die Frage zurückzukommen. Und diese Daten stehen über ganz andere Datenquellen, als wir die im Moment vielleicht wirklich vermuten, wurden ohnehin bereits zur Verfügung.
Robert Schmitt
Und ich denke, da werden sich verschiedene Bereiche wirklich überlagern. Wenn wir denken im Gesundheitswesen, smarte Systeme, viele von uns, die kleine Kinder haben, werden vielleicht auch darüber nachdenken, wie man zum Beispiel die Vitalfunktionen von den kleinen Kindern überwacht. Und warum sollte das nicht auch in dem Bereich der Pflege zum Beispiel aktiv werden? Es würde nur etwas anderes erfolgen. Wenn wir jetzt anfangen, so etwas in einen festen Rahmenwerk reinzubringen, bringen, werden wir einen Status Quo zementieren. Aber wir wollen nicht den Status Quo zementieren, sondern wir wollen Dinge besser machen, zugänglicher machen. Wir wollen die vielleicht auch von Menschen leichter erlebbar machen. Das sind ja die Dimensionen, die für Qualität stehen.
Carsten Behrens
Ja, macht Sinn. Jetzt ist es so, dass die Datenverfügbarkeit immer mehr wird. Was sind jetzt die Methoden, mit denen man jetzt vielleicht auch in deinem Umfeld damit herangeht? Also was sind die Werkzeuge die heute an Bedeutung gewinnen? Was erhofft man sich für Ergebnisse und was sind die Herausforderungen auf dem Weg dahin?
Robert Schmitt
Ja, eine der großen Herausforderungen ist natürlich die schiere Menge und immer wieder die Unterscheidung zu überlegen, welches Datum ist jetzt wirklich wichtig. Da bleiben wir mal wirklich, wenn wir auch in der Messtechnik bleiben, bei einem Röntgencomputer-Tomografen. Was ist das Entscheidende? Was ist das Datum, das ich eigentlich darlege? Es gibt ja im Moment eine sehr große Initiative des Bundes und der Länder. Das sind Fragen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur. Da gibt es auch Elemente. Wen es interessiert, der sollte auch mal bei NFDI nachschauen oder ganz speziell bei NFDI 4. Inc nachschauen. Das sind Strukturelemente Elemente, bei denen wir uns genau diese Frage stellen, welche Daten und welche Dienste müssen eigentlich hinterlegt werden? Zurück zum Röntgen-Computer-Tumografen. Was interessiert hinter das Messergebnis, dass ich nach vielen Auswertungen habe, oder interessiert vielleicht der eine Schnitt, den ich habe, die eine Aufnahme, die ich tatsächlich habe? Das sind große Fragen, die natürlich auch im Kontext beantwortet werden müssen. Also Umgang mit großen Daten ist die Frage. Das hat etwas mit Repositorien zu tun, das hat was mit Interoperabilität zu tun. Wie kann ich eigentlich da drauf zugreifen? Dann gibt es verschiedene Verfahren. Wir überlegen gerade auch natürlich die Integration von Fragen der künstlichen Intelligenz, wo also nicht natürliche Agenten unterwegs sind, sondern vielleicht die vielleicht auch synthetische, also künstliche Agenten unterwegs sind.
Wir reden darüber, wie man die zum Beispiel darstellen kann. Ihr seid ja auch aktiv im Bereich der generativen KI, also dort, wo Lösungen generiert werden oder mögliche Lösungsräume eröffnet werden. Und man muss es natürlich verstehen: Was kommt aus den Daten? Was kommt aus der Algorithmik? Und wir haben sicherlich auch Algorithmen, die eher strukturerkennend sind und Algorithmen, die in die in Zukunft vielleicht neue Strukturen generieren können. Das beschäftigt uns im Moment wirklich auch forschungsseitig, wie wir das Ganze sortieren können. Oder, es ganz plakativ zu sagen: Vor 40 Jahren sind wir angefangen mit sieben Qs, dann hat man noch sieben Ms dazu geschrieben, weil man sagt, man muss auch die ganzen Menschen mitnehmen und die Organisationsentwicklung mit berücksichtigen. Jetzt müssen wir, glaube ich, mal sieben Is einführen, damit diese Kompetenz auch dahin entwickelt wird. Und neben den erkennenden und gestaltenden Bereichen, müssen wir vielleicht auch Projektionen haben. Also ich glaube, dass Elemente, wie zum Beispiel eine Monte-Carlo-Simulation, die eine Vielzahl von Projektionen zum Beispiel zulässt, einen Blick in die Zukunft zum Beispiel eröffnet.
Carsten Behrens
Ja. Genau. Was ich immer mitbekommen habe, was euch viel beschäftigt, ist das Thema Prädiktion. Was bedeutet das für dich und was ist sozusagen die Historie der Prädiktion? Wir sind ja über ein paar Stufen dahin gekommen. Was war so die Reise dahin und was bedeutet Prädiktion jetzt?
Robert Schmitt
Ja, die Reise dahin kommt natürlich über die ganz normalen Stufen, dass man sozusagen erst mal nur dokumentiert, dass man dann versucht, den dokumentarischen Bereich zu verlassen, indem man quasi in einen analytischen Bereich reingeht und dann von dort in eine Prognosefähigkeit gelangt, sodass man aufgrund von bekannten Sinnzusammenhängen, die man zum Beispiel methodisch mit der FMEA erarbeitet hat oder mit klassischen Methoden wie Ichkava-Diagramm da dargestellt hat, dass man dort versucht, nach und nach Risiken zu minimieren. Wenn wir jetzt in die Prädiktion reingehen, dann reden wir eher über komplexes Systemverhalten. Also nicht nur einfache Ursache-und Wirkungsketten darzustellen, auch wenn das ein ganz wesentlicher Bestandteil ist, sondern vielleicht auch latente, also verborgene Elemente, Strukturelemente mit zu berücksichtigen, indem wir eben eine größere Modellbildung vornehmen. Ja, und größere Modellbildung, da sind wir sofort wieder bei in den Daten, da sind wir bei der Algorithmik, da sind wir zumindest in einer Teilmenge dessen, was man heute als KI bezeichnen würde.
Carsten Behrens
Ja, es geht auch viel darum, Vorhersagen zu machen oder zumindest Vermutungen zu treffen, in in die Richtung die Welt sich drehen könnte oder meine Parameter sich verschieben könnten. Oder letztendlich ist ja Prädiktion ein Stück weit eine Vorhersage, Genau.die.
Robert Schmitt
Man erhofft, treffen zu können. Genau, mit dem Ergebnis, das wir natürlich immer wieder haben. Dann kommt natürlich sofort immer der Einwand: Was ist mit den schwarzen Schwänen, die dann irgendwie auftauchen, wenn ich etwas nicht habe? Genau, das ist eine der großen Herausforderungen, die wir tatsächlich haben. Aber auf der anderen Seite sehen wir natürlich, dass wir in neueren Entwicklungen, die wir beobachten können, schon eine sehr hohe Varianz oder eine Variabilität in den Antworten auf verschiedene Fragen haben. Also ob Dass man damit schwarze Schwäne endgültig vermeiden kann, ich glaube, das wird nicht funktionieren. Aber ich glaube, das ist auch gar nicht der entscheidende Punkt, sondern wenn es uns ja gelingt, 80% zum Beispiel von Routinetätigkeiten, die wirklich keine Informationen beinhalten, zu automatisieren, sodass wir uns da darauf konzentrieren können, was sind denn die 20 wirklich echten Knackpunkte? Ich glaube, dann haben wir insgesamt im Qualitätsmanagement eine ganze Menge gewonnen. Im Moment sind wir, glaube ich, komplett anders unterwegs. Also auch die Regulatorik sorgt dafür, dass wir immer auf das Problem fokussieren, immer das Problem und das Problem möglichst auch gut beschreiben, auch wenn das Risiko im Griff ist, wenn es beurteilt werden kann, wenn es behandelt werden kann oder es schon behandelt wird.
Wir sind immer konzentriert auf dieses Risiko und wir konzentrieren uns immer weniger, wie gesagt, auch aufgrund der Regulatorik, auf mögliche Lösungsräume, weil Lösungsräume haben immer das Moment der Überraschung. Und wenn man zu sehr in der Regulatorik unterwegs ist, dann versucht man natürlich, Überraschungen auf jeden Fall zu vermeiden.
Carsten Behrens
Regulatorik ist selten überraschend.
Robert Schmitt
Ja, genau.
Carsten Behrens
Ja, und jetzt die hohe Datenverarbeitung, die Prädiktion kann man jetzt auf unterschiedlichsten Ebenen anwenden, im Prinzip auch für einzelne Parameter in einer Maschine bis hin zu ganzen Produktionseinheiten bis hin zu auch Organisationseinheiten. Wie würdest du sagen, entwickelt sich der Stellenwert dieser Form des Qualitätsmanagements in der produzierenden Industrie?
Robert Schmitt
Also ich glaube, er sickert schon ganz in, ich will noch nicht mal sagen, in homöopathischen Dosen, sondern immer zunehmend da rein, weil er unmittelbaren Nutzen generiert. Also wenn ich zum Beispiel an einen Kollegen hier in Aachen denke, an Christian Brecher mit seinen Maschinen, der dann Modelle nachlaufen lässt, die eine Latenz haben, vielleicht von einer Sekunde oder zwei Sekunden. Das heißt, in dem Moment, wo das Teil, wenn es komplexe Teile sind, wo das Teil erzeugt wird, dann habe ich schon eine Voraussage darüber, wo gegebenenfalls Abweichungen sind. Dann ist das natürlich schon eine maßgebliche Veränderung, weil ich vielleicht dann diese Teile eben nicht mehr im Messraum 100% kontrollieren muss, sondern nur noch dahin gucke, wo ich wirklich vermute, dass irgendwas schiefgegangen sein könnte. Also dieses unmittelbare Nutzen generieren, das ist eigentlich ein Thema. Und wenn wir insgesamt über die Weiterentwicklung vom Qualitätsmanagement reden, ist das eher dein zentrales Thema auch. Die Leute in die Lage zu versetzen, schnell eine Entscheidung zum Besseren zu treffen. Es geht nicht darum, noch eine Excel-Tabelle auszuführen. Ich weiß, Excel, ganz schwieriges Thema. Es gibt wesentlich bessere Sachen, aber noch bessere Felder auszuführen, das ist nicht die Lösung, sondern die Art und Weise, wie wir Dinge identifizieren, wie wir auch ein gewisses Maß an ein neues, ein anderes Das wird aber ein neues Maß an Agilität erreichen.
Carsten Behrens
Mein strenger Umsinn wäre immer noch so ein bisschen bei dem Gedanken von Qualitätsregelkreisen, nur in moderner Form. Also dadurch, dass wir jetzt viel mehr Sensoren haben, wir können viel schneller reagieren und wir können jetzt aus der Datenmenge heraus präskriptiv oder prädiktiv handeln und eine bessere Entscheidungsgrundlage nutzen. Die Frage ist, ob das zukünftig … Oder würdest du sagen, dass das sich noch Qualitätsmanagement nennt in der Industrie oder fällt das die Was modiert das, was wir hier am Institut eigentlich erarbeiten, in völlig andere Themenfelder hinein und kommt dort dann zum Einsatz? Sind es dann eher die Produktionsleiter, Operationskollegen und so weiter, die das dann wirklich operationalisieren, was ihr erarbeitet?
Robert Schmitt
Das ist natürlich eine grundsätzliche, ganz, ganz schwierige Frage, weil das geht natürlich immer so sozusagen, das geht ins Herz. Das geht ins Herz einfach, weil Qualitätsmanagement dann sozusagen die Fahrläufe zu verschwinden. Ich glaube, das ist nicht der Fall. Grundsätzlich sollte man darüber froh sein, dass Dinge selbstverständlich geworden sind. Ja. Und es gibt genauso, wie der klassische Qualitätsprüfer vielleicht sogar verschwunden ist, also zumindest das Bild, dass man da hat mit einem Kittel. Ich hoffe, ich trete jetzt niemandem zu nahe. Genauso, glaube ich, ist das ja eigentlich ein Zeichen einer Erfolgsgeschichte, dass wenn plötzlich dass plötzlich solche qualitätsbezogenen Aufgaben sehr selbstverständlich in andere Arbeitsprofile mit reinwandern. Die Herausforderung besteht eben da drin. Das ist ja der alte Spruch, dass man nicht die Asche anbeten soll, sondern die Flamme vorantragen soll. Wohin entwickeln wir eigentlich Qualitätsmanagement? Also, wie sehen Unterstützungssysteme aus? Die Fragen nach der Suche nach dem Besseren, nach dem Sinnvolleren, nach dem vielleicht sogar nachhaltigen der Anlegerin. Das ist sicherlich eine Frage, die uns immer weiter beschäftigen wird, egal in welcher Funktion, in welcher Position man unterwegs ist. Und je einfacher Qualitätsmanagement oder die Methoden direkt an den Fingerspitzen für jeden einfachen umzusetzen ist, dann ist es mir eigentlich egal, ob jetzt jemand sagt: „Ich bin gerade im Qualitätsmanagement unterwegs oder „Ich mache einfach einen guten Job.
Carsten Behrens
Jetzt ist es ja so, dass ihr am Institut immer der Wirtschaftszeit oder der Industriezeit, sozusagen, zehn Jahre voraus seid, also immer schon etwas erdenkt, was erst Jahre später wirklich sich durchsetzt im Markt. Deswegen wird jetzt für viele Zuhörer und Zuhörerinnen wahrscheinlich die Frage sein: „Okay, ich habe jetzt verstanden, es geht darum, bessere Entscheidungen zu treffen, datenbasiert mehr zu handeln. Es gibt das Potenzial, präktiv zu arbeiten, präzriptiv zu arbeiten, aber was kann ich denn jetzt ab morgen vielleicht schon tun in meinem Unternehmen? 300 Mitarbeiter, Mittelstand. Was kann ich vielleicht schon an Weichen jetzt stellen, in diese Richtung zu kommen? Hast du einen Tipp? Welche Richtung sollte ich denken? Was kann ich vielleicht als kleines Minimum-Viable-Product, dass Sie sagen, starten bei mir im Unternehmen?
Robert Schmitt
Das ist natürlich jetzt etwas subversiv, weil ich jetzt fehlen würde. Aber vielleicht fängt man damit an, schon in Frage zu stellen, ob das, was man sozusagen normativ macht, „Achtung, machen muss, machen darf, machen kann, machen sollte, alles okay, ob das in der richtigen Form da ist oder ob man irgendwo an an bestimmten Stellen erstarrt ist. Also ob Berichtswesen zum Beispiel so laufen, wie sie laufen müssen, ob die richtigen Akteure überhaupt unterwegs sind. Das wäre übrigens ein schöner weiterer Podcast, ohne das entsprechend zu vertiefen. Es gibt ja eine ganze Menge von Methoden, hatten wir ganz kurz mal eben schon mal angerissen, die aus dem Qualitätsmanagement kommen, die heute in anderen Elementen der Organisationsentwicklung sich wiederfinden. Das heißt also so Portfolio-Analysen, Retrospektiven. Also alles, was man so ein bisschen auch bei der FMEA eigentlich macht, wird in anderer Form auch umgesetzt, eine Organisation weiterzuentwickeln. Ja, und vielleicht würde ich Qualitätsmanagern sagen: „Bevor ihr jetzt anfängt, euch große Gedanken zu machen, überhaupt zu überlegen: „Was kann ich jetzt anders machen, einfach noch mal sich ganz kurz zurückziehen, was mache ich eigentlich in meinem Unternehmen, und dann aber auch den Kontakt suchen, auf Messen gehen, an den Ständen vorbei.
Welche Systeme unterstützen mich denn vielleicht dabei? Oder auch eine Frage zu stellen: Habe ich denn überhaupt die richtigen Datenquellen? Also an der Stelle noch einmal zu arbeiten. Ich glaube, die Grundgedanken des Qualitätsmanagements bleiben gleich. Also würde ich auch jedem empfehlen, wenn jemand vielleicht lange nicht mehr eine Schulung gemacht hat, mach noch mal eine Schulung. Guck dir an, ob die Methoden überhaupt leistungsfähig genug sind. Dann aber gleichzeitig die Systemunterstützung auf Messen, sich herumtreiben. Ja, und wirklich, das meine ich, wirklich positiv, auch mal bereit sein, etwas zu entdecken, was man gar nicht gesucht hat und dann natürlich anfangen, wirklich zu strukturieren und sich wirklich die Frage zu stellen: Ist die informationstechnische Basis gut genug und hinreichend ausgestattet, zukünftig entsprechend mitschwimmen zu können? Hört sich super kompliziert an, aber auch da darf ich einen kleinen Werbeblock jetzt einschieben. Hier in Aachen gibt es zum Beispiel eine Initiative West AI. Die setzt sich damit auseinander: „Wir können eigentlich Mittelständler an Artificial Intelligence heran? Und solche Verfahren sind dann, wenn du hattest oder eure Identität ist, sind ja generative Verfahren. Mit generativen Verfahren mit generativen Verfahren, redet man dann über Sprachmodelle oder große Sprachmodelle. Dann ist sofort die Frage: „Wie trainiere ich das eigentlich?
Robert Schmitt
Und das ist eigentlich gar nicht so superschwer. Also es gibt in vielen Orten, also nicht jetzt hier nur in der Aachner-Region, sondern überall verteilt, eben solche Zentren, die auch den Zugang schaffen und zum Beispiel Rechenkapazität zusammenstellen, wenn die zum Beispiel mit Forschungsinstituten zusammen an einer konkreten Aufgabenstellung arbeiten. Ja, und man darf keine Angst haben. Man darf keine Angst haben, vielleicht auch mal blöde Fragen zu stellen, weil die gibt es ohnehin nicht, sondern sich einfach trauen, mal zu überlegen, etwas zu erträumen, eine Zukunft zu erträumen.
Carsten Behrens
Ja, sehr gut. Bei einer Sache eben bin ich ein bisschen gedanklich auch hängen geblieben. Da sagtest du, dass man halt das, was man normativ sowieso tun muss, darf, wie auch immer, dass man das überlegt: Kann ich das irgendwie sinnstiftender oder noch unternehmerischer ausgestalten? Und gerade mit der Datenverfügbarkeit In der Zeit kam ich zum Beispiel gerade daran vorbei, es gibt häufig so ein jährliches Management Review, wo man heutzutage eigentlich sagen muss, ein Jahr ist eine Zyklusdistanz, die ist einfach viel, viel zu groß, wenn man wirklich ein Unternehmen steuern und regeln möchte, egal auf welcher Ebene. Das muss irgendwas halbwegs Kontinuierliches sein, was man dann nachher gebündelt Management Review nennt, aber was kontinuierlich über das Jahr läuft. Und die Datenverfügbarkeit, die bietet es ja auch an, dass man das kontinuierlich tut und nicht nur einmal im Jahr irgendwie mühsam mal die Daten aufbereitet, sondern es irgendwie kontinuierlicher tut, zum Beispiel. Das war so ein Aber jetzt hast du gerade das Thema AI angesprochen. Es revolutioniert ja in vielen Stellen sozusagen das Denken und Handeln. Wo siehst du den Impact von künstlicher Intelligenz auf das Qualitätsmanagement? An welchen Stellen beschäftigst du dich damit und dein Umfeld?
Robert Schmitt
Ich hatte es eben schon gesagt, was auch zur Umgestaltung unseres Namens oder zur neuen Benennung des Lehrstudents tatsächlich geführt hat. Tatsächlich sind es mehr Informationen. Das bezieht sich natürlich einerseits darauf, welche Elemente haben wir zur Verfügung? Also wie sehen die Messgeräte aus, die Sensoren, die überhaupt Informationen liefern? Wie werden die miteinander verknüpft? Das ist sicherlich ein Bereich, den haben wir eben so ein ganz klein bisschen schon gestreift. Der ganz konkret Erleben wir das natürlich, wenn wir unsere Schaufenster, indem wir Dinge machen, in der Montagetechnik unterwegs sind. Dann sind natürlich das plötzlich Fragen: Woher kriege ich überhaupt die Trainingsdaten, die ich habe, damit ein Roboter eine Greifoperation durchführen kann? Und dann gibt es auch da wieder generative Verfahren, da ich synthetische Bilder habe, da ich also eine kleine Anzahl von Realfällen habe, die ich aber in einen solchen Kontext stelle, da ich sozusagen mit relativ geringem Aufwand beginnen kann, eine sehr komplexe Aufgabe zu trainieren. Das sind Fragestellungen, in denen wir unterwegs sind. Aber auch ganz konkret, was wir ein bisschen vielleicht vernachlässigt haben, Interoperabilität. Wie sieht das heute aus? Eine Struktur? Vielleicht wird ein dem Themenintegrator gebeten, eine Anlage zu bauen und baut die auch entsprechend zusammen.
Und sobald etwas wieder ersetzt werden soll, fange ich wieder bei null an. Wir sind davon überzeugt, dass die Beschreibung von den Sensoren auch sozusagen die Erzeugung eines Art von digitalen Zwilling auch dazu helfen kann, zum Beispiel dann Wartungsaufgaben wesentlich besser vornehmen zu oder auch eine Automatisierung, wenn ich einen neuen Sensor da reinbringe, dass sozusagen die Verknüpfung zwischen den Signalen automatisiert eben tatsächlich erzeugt wird. Also auch das ist ein Bereich, der für mich zum Qualitätsmanagement gehört, nämlich die Verfügbarmachung von den entsprechenden Informationen, die ich tatsächlich habe. Und das sind eben zwei Dinge, die tatsächliche Wirkung in der realen Welt, aber das ist auch die Abbildung in der virtuellen Welt, dort Abläufe zu vereinfachen insgesamt.
Carsten Behrens
Wie würdest du das beschreiben? Künstliche Intelligenz, ist das so ein Thema, was wir im Prinzip so alle drei Jahre haben an Relevanz sozusagen? Oder ist das schon so ein Peek, wo du sagst, okay, das ist schon revolutionär. Das ist so ein bisschen wie das Internet, was gerade in der nächsten Stufe sozusagen erfunden wurde. Wie würdest du sagen, welchen Impact hat das Thema fällt?
Robert Schmitt
Also der Witz ist, je älter man wird, desto mehr wird man plötzlich Zeitzeuge. Und Die ersten Elemente der künstlichen Intelligenz, was man heute damit verbindet, künstliche neuronalen Netze, die hatten schon mal einen Peek so in den 80er Jahren. Auch da haben wir bei der Robotik erste Identifikationsaufgaben damit zum Beispiel gemacht. Und dann gab es eben diese Wellenbewegung. Tatsächlich haben wir jetzt eine ganze Reihe von Treibern, die nicht nur Hoffnung machen oder manche würden es als Bedrohung erleben. Das ist wie das Internet. Diese Methodiken werden nicht wieder weggehen. Die sind vielleicht nur etwas, weil sie komplex waren, etwas in der Behandlung zurückgegangen. Heute haben wir billige Elektronik, wir haben die Verfügbarkeit von Sensoren, wir haben Rechenleistung, wir haben niedrige Eintrittsbarrieren für Rechenleistungen. Also wir brauchen keine komplexen Entwicklungssysteme. Wir haben heute andere Ökosysteme in Bezug auf auf offen verfügbare oder leicht verfügbare Blöcke. Also man muss gar nicht mehr alles selbst programmieren und dieses Wissen ist in der Welt und das wird sich auch weiter, wird weiter gestaltern und wird weiter gestaltet werden müssen.
Carsten Behrens
Also ich höre da so ein bisschen raus, so eine Mischung aus beiden. Es ist nicht der allheilbringende Hype, wie es gerade so ein bisschen scheint, aber es ist schon ein großer Einflussfaktor.
Robert Schmitt
Ja, es wird ein Werkzeug sein und klar, ich weiß nicht, ob ich unbedingt werblich künstliche Intelligenz in der Waschmaschine brauche. Das ist schön, wenn meine Wäsche vielleicht noch nicht mal noch weißer wird, aber vielleicht eben noch mal 10% weniger Wasser verbraucht oder elektrischen Strom verbraucht, dann ist das ein ganz guter Ansatz. Aber ich glaube, davon muss man dann keine Angst haben. Die Wäsche wird immer noch dadurch gewaschen, dass die in der Trommel bewegt wird.
Carsten Behrens
Ja, wir hatten es eben diskutiert, Und hier intern bei Modell Aachen, wie gehst du und wie geht ihr in der Lehre damit um? Sagt sie, du nutzt gerne ChatGPT und andere Werkzeuge so viel wie möglich, weil das Ziel der Übung ist ja, dass man möglichst gute Ergebnisse generiert, egal wie. Oder sagt ihr, nein, wir wollen das gezielt unterbinden oder nutzt du es irgendwie …? Also wie geht ihr damit um in der Lehre? Was ist deine Positionierung im Moment?
Robert Schmitt
Es ist wirklich für unsere Hochschule eine echte Herausforderung, weil es gibt genau die zwei Blickwinkel, die du gerade schon skizziert hast. Wenn es darum geht, einen Verständnisprozess darzustellen, dann kann ChatGPT den mittlerweile relativ gut simulieren. Also ChatGPT kann bessere studentische Arbeiten schreiben, als ein schlechter Student das hinkriegt. Zumindest vordergründig. Das sieht dann alles schön aus, ist alles sauber sortiert und so weiter. In dem Moment ist es etwas blöd, weil wir wollen ja mit Prüfungen nicht nachprüfen, ob jemand schlau ist in dem Sinne, dass man beliebige Werkzeuge zur Simulation seines eigenen Wissens einsetzen kann, sondern wir wollen eigentlich herausfinden, ob jemand verstanden hat, wie eine bestimmte Methodik funktioniert. Das ist so der eine Blick, wo viele Leute sagen, da müssen wir ein bisschen aufpassen, dass ChatGPT nicht Wirklichkeitsimulation macht. Auf der anderen Seite sehen wir natürlich von den Informatikern, die sagen, das ist ein ganz Das ist ja alles Werkzeug. Und für mich selbst war das verblüffend. Ich musste eine kleine Programmieraufbauangabe lösen und wirklich mit ganz wenigen Prompts hat ChatGPT einen sofort lauffähigen Code wirklich erzeugen können. Und das wäre eigentlich relativ dumm, wenn man dieses Werkzeug dann nicht nutzen würde. Also lieber etwas gut kopiert als schlecht selber erfunden.
Das muss man in dem Falle wirklich sagen. Und diese Produktivitätssteigerung dürfen wir nicht wegbringen. Also das ist diese Ambivalenz, die wir tatsächlich Das habe ich auch in der Hochschule erleben. Deswegen gibt es keine einfache Lösung nach dem Motto: Machen wir nicht. In meiner eigenen Vorlesung reden wir aber über die Strukturelemente von ChatGPT. Wir sagen nicht, ChatGPT macht mir ein schönes Qualitätsmanagement System, sondern wir versuchen, den Leuten beizubringen, wie solche Systeme funktionieren, auf welchen Daten und wie wichtig es ist, bestimmte Strukturelemente da reinzubringen, damit man überhaupt ein entsprechendes Ergebnis erzeugen kann.
Carsten Behrens
Ja, genau. Die große Kunst ist eigentlich im Prüfungsumfeld, dass ich da nicht ChatGPT prüfe, sondern den Kandidaten.
Robert Schmitt
Oder die Kandidatin.
Carsten Behrens
Die Kandidatin, genau. Das heißt, die Frage ist, wie muss man Prüfungen oder überhaupt Bewertungen so verändern, dass man natürlich alle Hilfsmittel nutzen kann, die es gibt auf der Erde, aber trotzdem noch die Fähigkeit oder die Leistungsfähigkeit, wie auch immer, des Kandidaten oder der Kandidatin prüft. Ja, genau. Und das ist nicht ganz einfach. Ich bin gespannt, wenn sich die Welt da weiterentwickelt.
Robert Schmitt
Ja, das ist immer so ein Wettlauf, aber das gilt für jede Prüfung. Früher war es der einfache Spickzettel, der in der Füllerhülle drin war. Dann kam das Smartphone, dann kamen die kleinen Kopfhörer, die drahtlosen Kopfhörer. Ja, das ist so. Also wer betrügen will, betrügt auch weiterhin. Man muss allerdings in Kauf nehmen, dass er sich selbst betrügt und sein eigenes Leben. Die Möglichkeiten, die Bundesrepublik Deutschland hat ein fantastisches Bildungssystem, das für Leute sehr barrierefrei und sehr günstig erreichbar ist. Und wer dann glaubt, da betrügen zu können, super, ist allerdings vergebende Liebesmüh. Wer also seinen Altar, seine Jugend auf dem Altar des Studiums opfert, dann betrügen zu können, Ja, ist auch eine gute Fähigkeit, hilft aber vielleicht später nicht so richtig weiter.
Carsten Behrens
Ja, hoffen wir, dass es nicht zu viel hilft. Genau. Ja, vielleicht, ihr seid ja nicht zuletzt auch Karrierebauer sozusagen, auch von Qualitätsmanagern der Zukunft. Wie würdest du sagen, was sind die Fähigkeiten und Kenntnisse, die der Qualitätsmanager zukünftig mitbringen sollte? Also inwiefern verschiebt sich sozusagen das Kompetenzprofil eines Qualitätsmanagers der Zukunft? Ein bisschen kam man natürlich daran schon vorbei, datend der Betriebenheit und so weiter, aber wie würdest du es noch mal zusammenfassend sagen?
Robert Schmitt
Ja, wir hatten ja wirklich auch in den letzten Jahren so eine Kompetenzverschiebung gesehen. Früher waren Qualitätsprüfer wirklich die scharfen Hunde, die genau wussten, wie die Produktion ging und wo man genau hingucken musste, das entsprechend hinzukriegen. Ich glaube, so ein bisschen von diesem Element sollte immer noch drin sein, wobei ich glaube, dass es natürlich noch besser ist, wenn der Produktionsprozess so ist, dass man auch ohne scharfe Hunde relativ wenig Fehler einbauen kann. Das war so das eine. Von dort hat sich das ein wenig entwickelt, wo man gesagt hat: „Lass uns Organisationsentwickler werden. Ich bin nicht davon überzeugt, dass jeder Qualitätsmanager auch ein guter Organisationsentwickler wird. Und genauso bin ich auch nicht davon überzeugt und das wäre jetzt dritte Stufe, dass jeder sofort ein Informatiker werden muss. Aber den Methodenkasten in diese Richtung weiterzuentwickeln, überhaupt zu verstehen, was passiert oder wie man Dinge aus der realen Welt in die virtuelle Welt abbildet und umgekehrt Erkenntnisse aus der virtuellen Welt in die reale Welt übersetzt, ich glaube, das ist ein Profil, das wir zukünftig weiter schärfen müssen. Ja.
Carsten Behrens
Wie würdest du aktuell sagen, die Frage fällt mir gerade spontan ein, Wie würdest du sagen, was ist heutzutage Qualitätssicherung? Was ist Qualitätsmanagement? Wie würdest du die Frage heutzutage beantworten? Ich glaube, das verschiebt sich so von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Wie würdest du sie heute beantworten?
Robert Schmitt
Es wird auch immer komplizierter, denn wir hatten ja schon ein Wir haben jetzt ein bisschen über Regulatorik geredet. Die Regulatorik erinnert mich immer an Qualitätssicherung. Sicherstellen, dass alles, was du dir vorgenommen hast, auch wirklich funktioniert. Definitorisch hieß es mal, Vertrauen beim Kunden darin zu erwecken, dass man wirklich die leisten kann, ohne überhaupt zu sagen, was man leistet. Das Qualitätsmanagement ist das Leistungsversprechen insgesamt, das man abgibt und dass natürlich Qualitätssicherung dazugehört. Das ist sicherlich unbenommen. Aber Qualitätsmanagement ist eben etwas mehr als nur prüfen oder sich auf die konkrete Leistungserbringung zu konzentrieren, sondern wirklich ein Umfeld zu gestalten, in dem diese Leistung auch erbracht werden kann.
Carsten Behrens
Ja, super. Ganz herzlichen Dank für den Austausch. Ich fand das superspannend. Sind an vielen Themen, glaube ich, vorbeigekommen. Ich hoffe, dass für die Zuhörenden auch eine Menge dabei war, was sie mitnehmen können, das eine oder andere noch mal neu zu reflektieren und sich noch mal neu zu positionieren. Ganz herzlichen Dank.
Robert Schmitt
Ja, ich freue mich, dass ich hier sein konnte und vielleicht war es ja nicht nur das erste Mal, sondern ein Auftakt für weitere Gespräche.
Carsten Behrens
Das wollte ich gerade sagen. Vielleicht treffen wir uns sogar noch mal bei Carsten Scorn. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Würde mich freuen.
Robert Schmitt
Sehr, sehr gerne.
Carsten Behrens
Dir erst mal noch einen schönen Nachmittag und ich freue mich aufs nächste Mal.
Robert Schmitt
Euch auch. Vielen Dank. Danke.
Carsten Behrens
Ja, Vielen Dank fürs Zuhören. Wir haben den großen Spannungsbogen geschlossen von weitreichenden Themen bis hin zu: Was kann ich denn ab morgen tun? Und wir freuen uns über Kommentare, über Rückmeldungen. Folgt uns weiterhin auf Spotify, LinkedIn oder auf anderen Kanälen. Und wir freuen uns auch auf den nächsten Dialog, der uns gerade schon versprochen wurde mit Robert Schmitt zum Thema Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagement. Den wird es auf jeden Fall in Zukunft mal geben. Und jetzt als Nächstes werden wir Sven Schnägelberger von der BPM und O hören in der nächsten Folge. Da freue ich mich auch schon bewahrheitlich drauf. Bis dahin. Ciao.
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Herzlich willkommen zu Carsten’s Corner! In der ersten Folge erzählt euch Dr. Carsten Behrens, Geschäftsführer der Modell Aachen GmbH, alles über die Entstehungsgeschichte des Interaktiven...