„In den meisten Fällen machen wir das so, aber…“. Jeder Qualitäts- oder Prozessmanager kennt und fürchtet sie: die Prozessvariante. Ganz einfach gesagt: Prozessvarianten sind die unterschiedlichen Wege, auf die wir ein bestimmtes Prozessziel erreichen. Aber wie können wir diese unterschiedlichen Wege verständlich visualisieren und kommunizieren? Vor dieser Herausforderung stehen die Moderatoren von Managementsystemen immer wieder. Wir zeigen euch 4 Lösungswege, die euch beim Umgang mit Prozessvarianten helfen.
Prozessvarianten lassen sich in zwei Formen unterteilen:
Weil es keine pauschale Antwort auf die Frage gibt, wie der Moderator Prozessvarianten am besten im Managementsystem kommuniziert! Denn es gibt in jeder Organisation unzählige Prozessvarianten, die es zu managen gilt, zum Beispiel:
Eine eigene Prozessbeschreibung für jede Variante würde bedeuten, dass wir Prozessschritte redundant pflegen und somit widersprüchliche Beschreibungen riskieren würden. Welche Variante im Einzelfall die richtige ist, müsste der Mitarbeitende dann selbst entscheiden – und würde immer Gefahr laufen, die falsche Entscheidung zu treffen.
Wenn es nun keine pauschale Antwort auf die Frage nach der besten Kommunikation von Prozessvarianten gibt, welche Möglichkeiten bleiben uns dann?
Lösungsstrategie 1: Nur die häufigste Prozessvariante, also die Hauptvariante (Happy Path), modellieren und beschreiben.
Bei dieser Lösung ist es vergleichsweise einfach, die Prozessbeschreibung zu erstellen und zu pflegen. Aber: Sie vernachlässigt die Varianten, die vom Standard abweichen. Und gerade diese sind häufig die Varianten, deren Kommunikation über das Managementsystem viel Nutzen bei den Mitarbeitenden stiftet und Fehlerkosten verringert.
Lösungsstrategie 2: Die Hauptvariante um Unterprozesse ergänzen.
Bei dieser Lösung ist es wichtig, die variantenbildenden Schritte zu kennen und diese transparent darzustellen, sodass die Unterprozesse genau an den richtigen Stellen in der Hauptvariante abzweigen und die entstehenden Varianten bei Gemeinsamkeiten möglichst schnell wieder zusammenlaufen. Auf diese Weise ist es für die Mitarbeitenden besonders leicht, dem Prozess zu folgen und die Zusammenhänge zwischen Haupt- und Unterprozessen zu verstehen. Um solch einen Prozess samt Unterprozessen zu modellieren, ist es jedoch zwingend erforderlich, den Gesamtprozess und die variantenbildenden Schritte sehr gut zu kennen.
Lösungsstrategie 3: Getrennte Prozessbeschreibungen pro Variante erstellen.
Diese Lösung eignet sich, wenn pro Variante unterschiedliche Prozessverantwortliche oder Rollen involviert sind. Besonders hilfreich ist sie auch dann, wenn ihr eine oder mehrere Prozessvarianten bewusst separiert entwickeln und die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede transparent herausstellen möchtet. Allerdings besteht hierbei auch die Gefahr, dass gemeinsame Prozessschritte unbemerkt auseinanderdriften und ihr Lerneffekte verpasst. Wichtig ist es bei dieser Strategie in jedem Fall, zu Beginn jedes Prozesses eine klare Fallunterscheidung zu definieren, um immer die richtige Variante für den jeweiligen Arbeitsvorgang wählen zu können. In einem Folgeschritt ist es denkbar, die getrennten Prozessbeschreibungen zu einer Hauptvariante mit Unterprozessen zusammenzufassen (siehe Lösungsstrategie 2).
Lösungsstrategie 4: Alle Prozessvarianten in einer einzigen Prozessbeschreibung zusammenfassen.
Diese Lösung ist sinnvoll, wenn ihr die Prozessvarianten standardisieren möchtet. Hierbei ist genau festgelegt, welche Prozessschritte wann zutreffen. Unterschiede sind so klar ersichtlich und können bewusst reduziert werden. Voraussetzung dafür ist, dass Prozessbeteiligte in der Lage sind zu entscheiden, welche Prozessvariante wann zutrifft. Nachteil dieser Lösungsstrategie ist, dass die Prozessbeschreibung schnell unübersichtlich wird.
In der Diskussion um Prozessvarianten ist man schnell verleitet, sich auf die Unterschiede zu fokussieren. Dabei solltet ihr die Gemeinsamkeiten nicht außer Acht lassen! Denn gerade diese geben Aufschluss darüber, welche Lösungsstrategie für die Kommunikation von Prozessvarianten am zweckmäßigsten ist.
Beachtet außerdem, dass sich Prozessvarianten oft historisch entwickeln. Hier können also emotionale Stolperfallen liegen, die ihr insbesondere bei der Harmonisierung von Prozessvarianten berücksichtigen solltet. Stellt euch vorab also immer folgende Fragen:
Melde dich, um direkt Kontakt mit Carsten aufzunehmen.
Wie ermöglicht man inkrementelle Prozessveränderungen im Unternehmen, sodass Mitarbeitende ihre alltäglichen Aufgaben bewältigen, aber auch Ihre Ideen mit anderen teilen können?